Wald & Wildnis Hohe Schrecke
Die Hohe Schrecke ist eine der beeindruckendsten zusammenhängenden Laubwaldregionen Mitteldeutschlands – urwüchsig und artenreich. Unser Ziel: diesen einzigartigen Naturraum bewahren, behutsam entwickeln und zugleich noch mehr Raum für echte Wildnis schaffen. Rund ein Drittel des Waldes darf sich bereits frei ohne menschliche Einwirkung entfalten – als lebendiger „Urwald von morgen“. In den nächsten Jahren wollen wir diesen Weg weitergehen und neue Wildnisflächen sichern – in der Hohen Schrecke sowie in angrenzenden Wäldern. Gleichzeitig setzen wir uns für eine naturnahe Bewirtschaftung des übrigen Hohe-Schrecke-Waldes ein.
Eine Buche wird von Natur aus rund 250 Jahre alt. In der Forstwirtschaft wird sie jedoch schon im Alter von 80 bis 120 Jahren geerntet. Wird auf die forstliche Nutzung verzichtet, können die Bäume so alt werden, bis sie von selbst umstürzen und am Boden zerfallen – und damit Lebensraum für viele seltene Arten bieten.
Von alten und naturbelassenen Wäldern profitiert eine Vielzahl von typischen Waldarten – wie Spechte, Eulen, Fledermäuse und Holzkäfer. Wichtig sind möglichst große unzerschnittene Wildnisgebiete – denn nur diese ermöglichen langfristig stabile, vielfältige Lebensgemeinschaften. Der zusammenhängende Hohe-Schrecke-Wald und die angrenzenden Wälder von Hainleite, Schmücke und Kyffhäuser sind deshalb für eine Wildnisentwicklung besonders geeignet.
Alte, ungenutzte Wälder speichern zugleich über Jahrzehnte hinweg große Mengen Kohlenstoff – sie dienen also dem „natürlichen Klimaschutz“. Ihre komplexen Strukturen machen sie außerdem besonders widerstandsfähig gegenüber Extremwetter, Krankheiten und Schädlingen, sie speichern Wasser und kühlen die Umgebung – wichtige Beiträge zu einer klimaresilienten Landschaft der Zukunft. Vor allem große, ungestörte Wälder erlauben es uns, natürliche Abläufe zu beobachten und zu verstehen, wie sich unsere Wälder an den Klimawandel anpassen.
Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurde bis 2024 auf rund 2.250 Hektar die forstliche Nutzung dauerhaft eingestellt. Die Hohe Schrecke ist damit (nach dem Hainich) das zweitgrößte Wildnisgebiet in Thüringen. Doch hier und in den angrenzenden Wäldern gibt es noch Potenzial für weitere Wildnisflächen. Mit Fördermitteln des „Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz“ der Bundesregierung und unter Einsatz einer KlimaWildnisBotschafterin wollen wir die bestehenden Wildnisgebiete erweitern und neue Wildnisflächen schaffen.
Ausgehend von der Hohen Schrecke sollen innerhalb von drei Jahren über den Kyffhäuser bis hin zum Südharz 1.000 bis 1.500 Hektar neue Wildnisflächen entstehen. Durch Kauf oder den Abkauf dauerhafter Nutzungsrechte schaffen wir so große, zusammenhängende Rückzugsräume für die Natur.
Mit den Erfahrungen aus dem Naturschutzgroßprojekt wirbt die KlimaWildnisBotschafterin für mehr Wildnis in der Hohen Schrecke und den angrenzenden Wäldern. Sie ist dabei Ansprechpartnerin vor Ort, vernetzt Akteure, berät Waldbesitzende über die Möglichkeiten einer Wildnis-Finanzierung, organisiert Exkursionen und informiert die Öffentlichkeit. Ihr Anliegen ist es, den Dialog zwischen Menschen und Natur zu fördern und das Vertrauen in die Wildnis und ihre Rolle beim Schutz des Klimas und unserer Lebensgrundlage zu stärken.
Um Wildnisflächen langfristig zu sichern, verfolgen wir unterschiedliche Ansätze: Wo immer möglich, erwirbt die Naturstiftung David die Flächen und nimmt sie dauerhaft aus der forstlichen Nutzung. Rund 240 Hektar Wald- und Offenlandflächen erwarben wir seit dem Jahr 2014 in der Hohe Schrecke – bis auf wenige Ausnahmen haben wir alle Waldflächen der Wildnis gewidmet.
Ist ein Kauf nicht möglich, erwerben wir die dauerhaften Nutzungsrechte: Der Wald verbleibt im ursprünglichen Eigentum, darf aber nicht mehr forstlich genutzt werden. Die Grundlage dafür sind rechtsverbindliche Verträge, in der Regel ergänzt durch einen Grundbucheintrag.
Mit unserer Präsenz vor Ort sorgen wir dafür, dass diese Vereinbarungen eingehalten werden. Zudem engagieren wir uns für ein angepasstes Jagdmanagement und führen regelmäßig ein Wildtiermonitoring durch. Auf unseren eigenen Flächen übernehmen wir auch die Verantwortung für Verkehrssicherung und Waldbrandschutz.
Durch Gesprächsrunden und Exkursionen fördern wir den Austausch zwischen Waldbesitzenden und dem Naturschutz. Denn Wildnis braucht Geduld – und Menschen, die über Generationen hinweg dafür Sorge tragen, dass sie sich entfalten kann.
Etwa zwei Drittel des Waldes in der Hohen Schrecke werden auch in Zukunft bewirtschaftet – unser Ziel ist es, diese Flächen gemeinsam mit den Waldbesitzenden schrittweisen naturverträglich zu entwickeln: Die heute oft gleichaltrigen und strukturarmen „Hallenwälder“ (sogenannte Altersklassenwälder) sollen in den kommenden Jahren behutsam zu vielfältigen, ökologisch wertvollen Dauerwäldern umgestaltet werden. Noch stehen wir am Anfang dieses Weges.
Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurden dafür bereits wichtige waldbauliche Eckpunkte erarbeitet. Wir beraten Waldbesitzende individuell und praxisnah, wie sie unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten zur Entwicklung strukturreicher, klimaangepasster Wälder beitragen können – und damit nicht nur der Natur, sondern auch der Zukunft ihrer Wälder dienen.
Kontakt
Die Waldwildnis Hohe Schrecke im Wandel des Jahres
Hier ist die Wildnis!
Wildniskarte Hohe Schrecke
Unsere Karte zeigt, wo die großflächigen Wildnisflächen in der Hohen Schrecke liegen (Stand ???).

Mehr zum Thema Wildnis

Wildnis auf Militärflächen
Die größte zusammenhängende Wildnisfläche der Hohen Schrecke liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes – einem Ort, an dem früher Panzer rollten und heute Schwarzstorch, Wildkatze & Co. ungestört leben können. Viele Militärflächen in Deutschland haben sich – unbeabsichtigt – zu Rückzugsräumen seltener Arten entwickelt. Die Stiftung engagiert sich dafür, dass diese einzigartigen Flächen erhalten bleiben und naturschutzfachlich gesichert werden.

Wildnis in Deutschland
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf mindestens zwei Prozent der Landesfläche großflächige Wildnisgebieten auszuweisen. Hiervon sind wir noch weit entfernt. Die Hohe Schrecke leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Als Naturstiftung arbeiten wir zusammen mit bundesweiten Partnern daran, dieses Wildnisziel zu erreichen, die Wildnisentwicklung wissenschaftlich zu begleiten und den öffentlichen Austausch zu fördern.

Wildnis im Nationalen Naturerbe
Rund 300 Hektar des Wildniswaldes der Hohen Schrecke gehören zum Nationalen Naturerbe. Hierbei handelt es sich um eine Initiative der Bundesregierung, naturschutzfachlich wertvolle Bundesflächen langfristig zu sichern. Seit dem Jahr 2005 sind bundesweit 165.000 Hektar dauerhaft der Natur gewidmet worden. Die Naturstiftung David hat dieses „Geschenk an die Natur“ maßgeblich initiiert und begleitet den Prozess bis heute. Wir setzen uns dabei u. a. dafür ein, dass möglichst viele Naturerbe-Wälder zu Wildnis werden.
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