© Thomas Stephan

Wildnis

Auf rund 2.500 Hektar soll bis zum Jahr 2023 die forstliche Nutzung dauerhaft eingestellt werden und die Natur sich ohne das Zutun des Menschen entwickeln können. Der größte forstlich ungenutzte Bereich liegt um den ehemaligen Panzerschießplatz im Osten der Hohen Schrecke. Weitere Wildnisfläche sind das Wiegental und das Bärental im Nordwesten der Hohen Schrecke. Ergänzt werden diese großen Wildnisgebiete durch kleinflächige Altholzinseln und Habitatbäume im Wirtschaftswald.

Die Lebensdauer einer Buche in der Hohen Schrecke beträgt vom Keimling bis zum Zerfall rund 250 Jahre. Die optimale Holzqualität weist die Buche im Alter von 80 bis 120 Jahren auf. Zu diesem Zeitpunkt wird sie in der Regel eingeschlagen. Wird auf die forstliche Nutzung verzichtet, können die Bäume so alt werden bis sie irgendwann umstürzen und am Bodenzerfallen – und damit Lebensraum für viele seltene Arten sein. Wichtig ist, dass nicht nur Einzelbäume geschützt werden sondern ganze Waldbestände und auch großflächige Gebiete ungenutzt bleiben. Denn erst ab einer bestimmten Größe des geschützten Gebietes lässt sich langfristig beobachten, wie sich die Natur ohne das Zutun des Menschen entwickelt. Hier lässt sich dann beispielsweise beobachten, wie die Wälder von Natur aus auf den Klimawandel reagieren.

Von alten und naturbelassenen Wäldern profitieren eine Vielzahl von typischen Waldarten – wie Spechte, Eulen, Fledermäuse und Holzkäfern. Auch der seltene Schwarzstorch liebt es ruhig und ungestört. In alten Wäldern sind zudem besonders viele Pilze zu finden. Um diesen Arten einen ausreichend großen Lebensraum zu geben, reicht es in der Regel nicht aus, nur einzelne Bäume vor dem Einschlag zu bewahren. Nur größere und miteinander verbundene nutzungsfreie Flächen ermöglichen stabile Lebensgemeinschaften. 

Grundsätzlich wird in den Wildnisgebieten der Hohen Schrecke weiter gejagt. Dies ist notwendig, um die Waldentwicklung in den angrenzenden forstlich genutzten Waldbereichen nicht zu gefährden. Jagdfreie Bereiche lassen sich nur dann einrichten, wenn ausreichend große Pufferflächen zu den umliegenden bewirtschaften Flächen vorhanden sind. Dies setzt wiederum entsprechend große und zusammenhängende Wildnisflächen voraus Geprüft wird, ob im Bereich des ehemaligen Panzerschießplatzes eine Jagdruhezone eingerichtet werden kann.

Region und Naturstiftung David waren sich von Beginn an einig, in der Hohen Schrecke ein Konzept umzusetzen, welches ungenutzte und (naturnah) genutzte Waldbereiche gleichermaßen berücksichtigt. Die Region möchte den natürlichen Rohstoff Holz weiter nutzen – auch um damit die Regionalentwicklung zu unterstützen. Nicht zuletzt befinden sich größere Teile der Hohen Schrecke im Privateigentum. Die Eigentümer müssten freiwillig auf die Nutzung verzichten und hätten damit Anspruch auf Entschädigungszahlungen im mehrstelligen Millionenbereich. Mit 2.500 Hektar Wildnisflächen ist die Hohe Schrecke nach dem Nationalpark Hainich bereits jetzt das größte Wildnisgebiet in Thüringen.

Bei der Festlegung der Wildnisflächen wird darauf geachtet, dass nicht nur alte Waldbereiche sondern auch mittelalte und jung Bestände aus der Nutzung genommen werden. Denn wenn die alten und knorrigen Bäume in einigen Jahrzehnten zusammenbrechen, müssen die heute mittelalten Bäume die Funktion der artenreichen Altbestände übernehmen. Ein weiteres Kriterium für die Flächenauswahl waren die Eigentumsverhältnisse. So wurde und wird die forstliche Nutzung vor allem auf Flächen des Freistaates Thüringen eingestellt.  

Große Teile der Wildnisflächen im Bereich des ehemaligen Panzerübungsplatzes gehören dem Freistaat Thüringen. Diese Flächen hat das Land freiwillig und ohne Ausgleichzahlung für immer aus der forstlichen Nutzung genommen. Die Wildnisflächen im Bereich des Bärentals gehörten bis zum Jahr 2013 der Bundesregierung und wurden als Nationales Naturerbe kostenfrei der Naturstiftung David übertragen. Die Wildnisflächen im Wiegental sind im Privatbesitz. Hier wurde dem Privateigentümer eine Entschädigung aus Projektmitteln gezahlt. Die Höhe der Entschädigung wurde in einem Waldwertgutachten durch einen vereidigten Sachverständigen errechnet. Auch für kleine Flächen von Kommunen, anderen Privatwaldbesitzern und ThüringenForst wurden Entschädigungen gezahlt.

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Maßnahmen im Detail

Wildnisflächen

Im gesamten Waldgebiet werden drei große Wildnisgebiete etabliert. Die größte Fläche (1.600 ha)  erstreckt sich länderübergreifend nach Sachsen-Anhalt. Rund 300 ha werden im Bereich des Wiegentals forstlich nicht mehr genutzt. Im Bereich des Bärentals ruht die Säge auf 80 ha.

Altholzinseln

Bis zum Abschluss des Projektes im Jahr 2023 sollen im rund 5.000 ha großen Wirtschaftswald der Hohen Schrecke rund 40 Altholzinseln ausgewiesen sein. Hierbei handelt es sich um 1 bis 15 ha große Waldbestände – die als Trittsteine zwischen den großen Wildnisflächen dienen.

Habitatbäume

Alte Bäume im Wirtschaftswald sollen als Habitatbäume nicht mehr eingeschlagen werden. Auch ausgewählte jüngere Bäume - sogenannte Habitatbaumanwärter - sollen dauerhaft geschützt werden. Angestrebt wird der Schutz von mindestens 10 Bäumen pro Hektar Waldfläche.

Wiedervernässung Plateau

Im Südosten der Hohen Schrecke befindet sich ein früher versumpftes Hochplateau. Das Militär hat den Bereich entwässert. Im Rahmen des Projektes soll eine Wiedervernässung erfolgen. Damit wird nicht nur der offene Charakter erhalten sondern auch aktiver Hochwasserschutz betrieben.

Wo ist die Wildnis?

Die Karte gibt einen Überblick über die Lage der großflächigen Wildnisgebiete in der Hohen Schrecke.

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Weitere Informationen

Schrecke-Wildnis besuchen

Sie wollen die wilden Wälder der Hohen Schrecke hautnah erleben? Dann unternehmen Sie  eine Wanderung entlang des Wiegental-Wildnisweges. Hierfür sollten Sie einen Tag einplanen. Wenn Sie weniger Zeit haben, empfehlen wir eine Exkursion zum Rabenswald-Familienweg in Garnbach.

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Wildnisbotschafter

Die urigen Wälder sind ein Eldorado für Totholzkäfer. Sie finden Käfer eklig? Bestimmt nicht, wenn sie aus Schokolade sind. Gemeinsam mit einer örtlichen Schokoladen-Manufaktur haben wir täuschend echt aussehende Schokoladenkäfer entwickelt. Als Werbeträger für mehr Wildnis.

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Wildnis auf Militärflächen

Weil ehemalige Militärflächen sich in der Regel im öffentlichen Eigentum befinden, lassen sich diese relativ einfach zu Wildnisgebieten entwickeln. Die Naturstiftung David recherchiert derzeit bundesweit, welche ehemaligen Militärgebiete sich für eine Wildnis-entwicklung eignen.

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Wildnis in Deutschland

Die Naturstiftung David engagiert sich in der Initiative vieler Naturschutz-organisationen für mehr Wildnis in Deutschland. Das Ziel: Auf 2% der deutschen Landesfläche sollen großflächige (mindestens 1.000 ha große) Wildnisgebiete entstehen – so wie in der Hohen Schrecke.

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