© Thomas Stephan

Regionalentwicklung

Harmonisch gewachsene Dörfer, beschirmt von sanft bewaldeten Hügeln: Die Hohe-Schrecke-Region wirkt an vielen Stellen wie eine Bilderbuchlandschaft. Doch nicht alles ist perfekt: Nach der Wiedervereinigung erreichte die Arbeitslosigkeit Rekordwerte. Viele Menschen zogen weg. Gaststätten schlossen, später auch Läden und Schulen. Das Naturschutzgroßprojekt bietet eine Chance, diesem Trend entgegenzuwirken. Mit touristischen Angeboten, der Vermarktung regionaler Produkte aber auch Wohnungsangeboten für junge Familien. Wichtigster Akteur ist der Hohe-Schrecke-Verein.

Zu DDR-Zeiten waren viele Menschen in den Gemeinden rund um die Hohe Schrecke nicht nur in der Landwirtschaft sondern auch im Kalibergbau (im nahe gelegenen Roßleben) und in der Industrie (z. B. in der Kyffhäuserhütte in Artern oder bei Robotron in Sömmerda) tätig. Kalibergbau und Industrie wurden nach 1990 nahezu komplett stillgelegt, die Landwirtschaft umfassend rationalisiert. Die Arbeitslosigkeit nach der Wiedereinigung lag bei knapp 30 Prozent. In den Folgejahren setzte ein umfassender Wegzug ein. Die Einwohnerzahl vieler Orte sank dramatisch. Heute pendeln viele Menschen nach Kölleda und Erfurt. Regionale Industriearbeitsplätze gibt es kaum.

Die Region der Hohen Schrecke weist nicht nur einen hohen Naturreichtum und idyllische Dörfer auf – sie ist auch zentral zwischen den Ballungsräumen Halle/Leipzig und Erfurt gelegen. Die Autobahn A 71 tangiert die Region – ebenso wie die Bahnstrecke von Erfurt über Sangerhausen nach Magdeburg und Halle. Die Region ist auch kulturhistorisch sehr bedeutend – die Kaiserpfalz von Memleben und die Himmelsscheibe von Nebra sind überregional bekannt. Die Hohe Schrecke liegt zudem zwischen dem touristisch bekannten Kyffhäusergebirge und dem UNESCO-Weltkulturerbe des Naumburger Doms.

Schon frühzeitig haben die Gemeinden den Wert des alten Waldes für die Regionalentwicklung erkannt. Gemeinsam gründeten sie eine kommunale Arbeitsgemeinschaft und engagierten sich gegen die ursprünglich geplante Privatisierung des Waldes. Hierfür baten die Gemeinden Naturschutzorganisationen um Unterstützung. Gemeinsam wurde in den Jahren 2005 bis 2008 die Idee eines Naturschutzgroßprojektes entwickelt. Von Beginn an begegneten sich Gemeinden und Naturschutzorganisationen dabei auf „Augenhöhe“. Aufgrund der partnerschaftlichen Zusammenarbeit gibt es bis heute eine sehr hohe Akzeptanz für den Naturschutz. Dazu trugen und tragen auch die vielen Projekte zur Förderung der Regionalentwicklung bei.

Aus der kommunalen Arbeitsgemeinschaft hat sich im Jahr 2008 der Verein Hohe Schrecke – alter Wald mit Zukunft gebildet. Im Verein sind die meisten Anrainerkommunen vertreten, alle drei das Gebiet tangierenden Landkreise, Naturschutzorganisationen, Unternehmen und viele Privatpersonen. Der Hohe-Schrecke-Verein koordiniert in enger Abstimmung mit der Naturstiftung David die Maßnahmen zur Regionalentwicklung.

In den Jahren 2009 bis 2016 wurden die Maßnahmen zur Regionalentwicklung vom Bundeslandwirtschaftsministerium und vom Freistaat Thüringen gefördert. Insgesamt wurden 1,25 Millionen Euro verausgabt. Davon trugen die beiden Ministerien 90 Prozent, die verbleibenden 10 Prozent hat der Hohe-Schrecke-Verein aufgebracht. Seit dem Jahr 2017 erfolgt die Förderung der Regionalentwicklung allein durch den Freistaat Thüringen. Hierfür werden pro Jahr ca. 56.000 Euro zur Verfügung gestellt.

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Christin Brauer Telefon: +49 361 710 129-51 Mail schreiben

Maßnahmen im Detail

Neues Wegenetz

Das neue Wegenetz hilft der Natur und dem Tourismus. Unter dem Motto „weniger ist mehr“ wurde die Zahl der Wege reduziert um damit mehr Ruhezonen für die Natur zu schaffen. Die verbliebenen Wege wurden qualitativ verbessert.

Naturführer-Ausbildung

In zwei Durchgängen wurden Menschen aus der Region zur zertifizierten Natur- und Landschaftsführern ausgebildet. Sie bieten geführte Wanderungen und individuelle Exkursionen an – und zeigen den Besuchern authentisch „ihren“ Wald.

Freiluftatelier

Das mit Projektmitteln errichtete Freiluftatelier des Figurenschnitzers in Garnbach ist Arbeitsplatz und Informationspunkt zugleich. Hier beginnt der Rabenswald-Familienweg und zugleich ist das Atelier Seminarraum für Schnitzkurse.

Apfelmosterei

Das bisher größte Projekt der Regionalentwicklung war der Ausbau des alten Bahnhofes in Donndorf zu einer Apfelmosterei. Verarbeitet werden hier vor allem Äpfel und Birnen von den vielen Streuobstwiesen rund um die Hohe Schrecke.

Kräuterküche

Der alte Einkaufsladen („Konsum“) in Langenroda wurde mit Projektmitteln zu einem Haus für Kräuterseminare umgestaltet. Bei den Veranstaltungen werden die Kräuter rund um den Ort gesammelt und dann z. B. zu Kosmetik verarbeitet.

Hohe-Schrecke-Tag

Immer am ersten Wochenende im Mai findet auf dem Kammerforst der Hohe-Schrecke-Tag statt. Hier wird bei Blasmusik und guter (heimischer) Verpflegung über das Projekt berichtet. Fester Bestandteil ist immer auch das Hohe-Schrecke-Quiz.

Werbung für die Region

Mit Projektmitteln der Regionalentwicklung wurden ein Logo und eine Werbekampagne für die Hohe Schrecke entwickelt und umgesetzt. Die Naturschutzregion hat sich seitdem auf vielen Messen und Veranstaltungen mit Erfolg präsentiert.

Vielfältige Kommunikation

Im Rahmen des Naturschutzprojektes wurden vielfältige Informationsmöglichkeiten geschaffen – von der Wanderkarte über die Internetseite bis hin zu einer regionalen Zeitschrift.

Website

Wander- und Fahrradkarte
ISBN 978-3-00-056515-1

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