Streuobstvieltfalt Hohen Schrecke
Streuobstwiesen sind wertvolle Bestandteile einer artenreichen Kulturlandschaft. In der Hohen Schrecke prägen sie seit Jahrhunderten das Landschaftsbild. Zwischen Wald, Ackerland und Ortschaften gelegen bieten sie ökologisch wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und liefern regionales gesundes Obst. Der Streuobstanbau zählt zu den traditionellen Handwerkstechniken und ist seit 2021 immaterielles Kulturerbe in Deutschland.
Die Streuobstbestände rund um den Wald der Hohen Schrecke haben eine lange Nutzungstradition mit einer großen Vielfalt an Sorten. In den vergangenen Jahren wurden auf ausgesuchten Flächen aufwendige Kirschsortenbestimmungen durchgeführt. Bisher wurden 70 verschiedene Kirschsorten erfasst – davon 23 Sorten, die nur in der Hohen Schrecke vorkommen. Ein Großteil ist vom Aussterben bedroht.
Hunderte Bäume der historisch und genetisch wertvollen Kirschsorten wurden in den letzten Jahren nachgezogen und auf bestehenden Streuobstwiesen und Obstbaumalleen gepflanzt. Weitere Bäume, auch andere Sorten, sollen in den nächsten Jahren hinzukommen.
Nachhaltige Pflege- und Nutzungskonzepte für Bäume und Grünland sind Grundvoraussetzung für den dauerhaften Erhalt der wertvollen Streuobstbestände. Doch fehlt es heutzutage oft am nötigen Wissen, an Ressourcen und am wirtschaftlichen Anreiz. Im Projekt „Erhalt und Entwicklung der Streuobstwiesen im NATURA2000-Gebiet Hohe Schrecke“ setzen wir uns für den Erhalt und die Förderung der arten- und sortenreichen Streuobstwiesen in der Region ein. Neben der praktischen Pflege unterstützen wir Interessierte dabei, alte Streuobstbestände zu bewahren und weiterzuentwickeln. Mit einem Angebot an Veranstaltungen möchten wir den Wissenstransfer und den Austausch zwischen Fachleuten und Engagierten fördern. Dabei sollen Wege zu mehr regionaler Wertschöpfung aufgezeigt werden.
Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten finden hier ein zu Hause. Die blütenreichen Obstbäume und Wiesenblumen bieten ausreichend Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge und viele weitere Insekten. Verschiedene Fledermausarten, Steinkauz und Wendehals finden zwischen den Baumreihen ideale Jagdbedingungen und in den Höhlen alternder Bäume sichere Quartiere. Die Baumkronen bieten Brutplätze für viele Vogelarten. Garten- und Siebenschläfer suchen im Geäst nach Nahrung.
Streuobst-Strukturen sind eine wichtige Leit- und Orientierungslinie für viele Fledermausarten in der Hohen Schrecke. Fledermäuse benötigen Flugkorridore, sogenannte nachtdunkle Strukturen, um von ihrem Quartier in ihren Jagdlebensraum (z. B. Wald) zu gelangen. Auch dienen solche Strukturen dazu, den Wald mit der umliegenden Kulturlandschaft zu vernetzen. Nicht nur von den flächigen, sondern insbesondere auch von den linearen Pflanzungen an Wegen und Feldrainen um den Hohe-Schrecke-Wald profitiert eine Artengemeinschaft aus vielen gefährdeten Spezies.