© Thomas Stephan

Maßnahmen Wald

Während der Projektlaufzeit wurden in der Hohen Schrecke entscheidende Weichen für die naturnahe Entwicklung des Waldes gestellt. Ein Drittel des Waldes (rund 2.250 Hektar) wurde dauerhaft aus der Nutzung genommen. Hier entsteht der „Urwald von morgen“. In den übrigen Waldflächen wurde die Grundlage für eine naturverträgliche Dauerwaldbewirtschaftung gelegt.

Das Naturschutzkonzept für die Hohe Schrecke sieht ein enges Miteinander von ungenutzten und (naturnah) genutzten Waldbereichen vor. Der Region war und ist es wichtig, dass der natürliche Rohstoff Holz weiter genutzt werden kann – auch um damit eine regionale Verarbeitung zu ermöglichen.

Damit es in der Hohen Schrecke möglichst wenige Konflikte zwischen Waldwirtschaft und Naturschutz gibt, wurden zusammen mit den Waldbesitzenden waldbauliche Eckpunkte entwickelt. Beispielsweise sollen:

  • nur Einzelbäume oder Baumgruppen eingeschlagen werden, damit sich der bisher altersgleiche Wald zu einem Dauerwald mit unterschiedlich alten Bäumen entwickelt,
  • neue Bäume sich auf möglichst natürlichem Wege ansiedeln und nur in Ausnahmefällen angepflanzt werden,
  • starke Laubbäume erst nach dem 1. November geerntet werden, da erst dann alle Fledermäuse ausgeflogen sind,
  • zur Schonung des Waldbodens die Abstände der Rückegassen nicht unter vierzig Meter liegen,
  • im März, April und Mai keine am Wegesrand lagernden Baumstämme abtransportiert werden, damit nicht versehentlich Wildkatzen getötet werden. 

Die Umsetzung der waldbaulichen Eckpunkte ist freiwillig. Die Anrainerkommunen, ThüringenForst und einige private Waldbesitzende setzen die Eckpunkte zumindest teilweise um.

 

Bei der Auswahl der Wildnisflächen, auf denen die Säge dauerhaft ruht, wurde darauf geachtet, dass nicht nur alte Waldbereiche, sondern auch mittelalte und jung Bestände enthalten sind. Wenn die alten und knorrigen Bäume in einigen Jahrzehnten zusammenbrechen, können die heute mittelalten Bäume die Funktion der artenreichen Altbestände übernehmen. Ein weiteres Kriterium für die Flächenauswahl waren die Eigentumsverhältnisse. So wurde die forstliche Nutzung im Rahmen des Projektes vor allem auf Flächen des Freistaates Thüringen eingestellt. Die Stiftung engagiert sich aber auch über das Projektende hinaus an einer Erweiterung der Wildnisflächen und sucht dabei auch das Gespräch mit privaten Waldbesitzenden. 

Die besonders naturnahe Nutzung des Wirtschaftswaldes ist für Waldbesitzende teilweise mit Mehraufwendungen und Mindereinnahmen verbunden. Sie haben deshalb den Anspruch auf angemessene Entschädigung. Die ursprünglich geplante Zahlung einer pauschalen Flächenprämie bei Einhaltung aller waldbaulichen Eckpunkte konnte aus förderrechtlichen Gründen leider nicht umgesetzt werden. Inzwischen gibt es jedoch im Rahmen von bundesweiten Förderungen („Klimaangepasstes Waldmanagement“) eine vergleichbare Entschädigungsmöglichkeit. 

Große Teile der Wildnisflächen im Bereich des ehemaligen Panzerübungsplatzes gehören dem Freistaat Thüringen. Diese Flächen hat das Land freiwillig und ohne Ausgleichzahlung dauerhaft aus der forstlichen Nutzung genommen. Die Wildnisflächen im Bereich des Bärentals befanden sich bis 2013 im Bundeseigentum und wurden der Naturstiftung David als Nationales Naturerbe kostenfrei übertragen. Die Wildnisflächen im Wiegental sind im Privatbesitz. Hier wurde dem Privateigentümer eine Entschädigung aus Projektmitteln gezahlt. 

 

 

In den Wildnisgebieten soll die Natur Natur sein dürfen. Deshalb sollte hier eigentlich auch keine Jagd stattfinden. Zugleich soll in der Hohen Schrecke aber auch eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit einer hohen Baumartenvielfalt ohne Wildschutzzäume erfolgen. Hierfür bedarf es einer konsequenten Bejagung. Idealerweise gibt es deshalb Bereiche, in denen intensiv gejagt wird und zugleich  auch Wildruhezonen. Ein solcher Ansatz konnte im Naturschutzgroßprojekt jedoch aufgrund mangelnder Zustimmung der Eigentümer nicht umgesetzt werden. Allerdings erfolgte eine Vernetzung und Abstimmung mit den Jägern und Jagdpächtern hin zu revierübergreifenden Jagden als ein erster Schritt eines gemeinsamen Wildtiermanagements.  

 

 

Maßnahmen im Detail

Wildnisflächen

In der Hohen Hohen Schrecke wurden während der Projektlaufzeit zwei große Wildnisgebiete etabliert. Eine 1.700 Hektar große Fläche erstreckt sich länderübergreifend nach Sachsen-Anhalt. Sie wurde nach dem Projektende noch einmal um 750 Hektar auf 2.450 Hektar erweitert. Zusätzlich werden rund 430 Hektar im Bereich des Wiegentals und des Bärentals forstlich dauerhaft nicht mehr genutzt. 

Trittsteine

Im rund 5.000 Hektar großen Wirtschaftswald der Hohen Schrecke wurden Altholzinseln im Umfang von rund 110 Hektar gesichert. Hierbei handelt es sich um bis zu 15 Hektar große Waldbestände, die als Trittsteine zwischen den großen Wildnisflächen fungieren. Auch die dauerhaft bis zu ihrem vollständigen natürlichen Zerfall geschützten Habitatbäume dienen als Trittsteine für weniger mobile Arten, wie z. B. Totholzkäfer. 

Wasserhaushalt

Im Südosten der Hohen Schrecke befindet sich ein versumpftes Hochplateau, das für die militärische Nutzung entwässert worden war. Um den halboffenen Charakter zu erhalten er- und zugleich das Wasser zurückzuhalten (Hochwasserschutz), erfolgte eine Wiedervernässung. Während er Projektlaufzeit wurden außerdem Bauwerke in den Bächen zurückgebaut oder so umgestaltet, dass sie die ökologische Durchgängigkeit nicht mehr beeinträchtigen.


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