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Wildnis auf ehemaligen Militärflächen

Die Naturstiftung David engagiert sich für mehr große Wildnisgebiete in Deutschland. In Wildnisgebieten soll sich die Natur ohne das Zutun des Menschen entwickeln. Deutschland hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2020 auf 2 Prozent der Landesfläche großflächige Wildnisgebiete auszuweisen. Aktuell sind es nur 0,6 Prozent. Wegen ihrer Großflächigkeit eignen sind auch ehemalige Militärflächen als Wildnisgebiete. Allerdings finden sich auf den früheren militärischen Übungsplätzen auch wertvolle Offenland-Lebensräume. Ohne das Zutun des Menschen verschwinden diese Lebensräume. Die Naturstiftung David prüft in einem Forschungsprojekt, welche ehemaligen Militärflächen sich tatsächlich als Wildnisgebiet eignen.

Die Bundesregierung definiert in ihrer Strategie zur Biologischen Vielfalt Wildnisgebiete als ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten. Sie sollen mindestens 1.000 Hektar groß und nicht von Verkehrswegen zerschnitten sein. Als Wildnisgebiete kommen vor allem große Waldgebiete, aber auch Moore, Flussauen, Küstenlebensräume oder Gebirgslandschaften in Frage.

Viele Argumente sprechen für Wildnis: biologische Vielfalt, unersetzliches Naturkapital, Klima- und Hochwasserschutz, Tourismus und Erholung, Bildung und Forschung, Gerechtigkeit und Verantwortung für uns, unsere Kinder und Enkel. Nur auf großen Flächen können sich alle wertvollen Effekte von Wildnisgebieten vollumfänglich entfalten. Die gemeinsame Position der Naturschutzverbände und -stiftungen zur Frage „Warum wir Wildnisgebiete brauchen?“ finden Sie hier

Aufgrund ihrer Größe und Unzerschnittenheit sind Truppenübungsplätze ein wichtiger Suchraum für zukünftige Wildnisgebiete. In Deutschland gibt es rund 633 für den Naturschutz bedeutsame Militärflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 685.000 Hektar. Etwa 80 dieser Flächen sind größer als 1.000 Hektar. Allerdings ist nicht jede ausreichend große Militärfläche automatisch als Wildnisgebiet geeignet. Auf vielen Übungsplätzen haben sich durch die militärische Nutzung naturschutzfachlich wertvolle Offenlandlebensräume entwickelt. Da die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung auch den Erhalt der an die  Kulturlandschaft gebundenen Artenvielfalt fordert, konkurrieren auf den Militärflächen verschiedene Naturschutzstrategien. Hier gilt es tragbare Kompromisse zu finden.

Kontakt

Jana Planek Telefon: +49 361 710 129-30 Mail schreiben

Wildnis in Deutschland - die Initiative ergreifen!

Die Naturstiftung David engagiert sich in der Initiative „Wildnis in Deutschland“. Mit der Initiative unterstützen 18 Naturschutzverbände und -stiftungen die Wildnisziele der Bundesregierung. In der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ hat die Bundesregierung im Jahr 2007 beschossen, dass sich 5 % der Waldfläche bis zum Jahr 2020 ohne das Zutun des Menschen entwickeln sollen. Die Spanne reicht dabei von kleinen, wenige Hektar großen Altholzinseln bis hin zu großen, unzerschnittenen Wäldern. Um das 5 %-Ziel auch ohne private Waldeigentümer zu erreichen, sollen 10 % der öffentlichen Wälder aus der forstlichen Nutzung genommen werden.

Ein weiteres Ziel der Bundesregierung ist die Etablierung großflächiger Wildnisgebiete auf 2 % der Landesfläche. Hierbei sollen neben großen Waldflächen auch Moore, Auen, Küsten und Hochgebirgsflächen berücksichtigt werden. Das 5/10 %-Ziel und das 2 %-Ziel sind parallele Zielvorgaben mit einer gemeinsamen Schnittmenge im Bereich großflächiger Wald-Wildnisgebiete. Die Initiative „Wildnis in Deutschland“ fördert v. a. die Gründung von Nationalparks und die Schaffung von großflächigen Wildnisgebieten. Außerdem stärkt sie die öffentliche Wahrnehmung zum Thema Wildnis. 

Zur Initiative Wildnis in Deutschland

Das Forschungsprojekt

Mit einem Forschungsprojekt unterstützte die Naturstiftung David die Initiative von Bundesregierung und Naturschutzorganisationen deutschlandweit großflächige Wildnisgebiete zu etablieren. Aufgrund ihrer Größe und Unzerschnittenheit eigenen sich hierfür auch ehemalige Militärflächen. Im Rahmen des Projektes wurden diejenigen früheren Übungsplätze identifiziert, die ausreichend groß und möglichst frei von Nutzungskonflikten sind. Bei den Recherchen wurden auch direkt an die ehemaligen Übungsplätze angrenzende Flächen berücksichtigt.

Projektname: „Potenzial von aktuell und ehemals genutzten militärischen Flächen das Erreichen des 2 %-Wildnisziels der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt“
Projektförderer:
BfN mit Mitteln des BMUB
Projektlaufzeit:
Juli 2015 bis Juni 2018

Download Projektinfo

Wildnisgebiet Hohe Schrecke

Die Naturstiftung David engagiert sich auch direkt vor Ort für die Ausweisung von großen Wildnisgebieten. Beispielsweise in der Hohen Schecke – einem rund 7.500 Hektar großen urwüchsigen und früher militärisch genutzten Waldgebiet im Norden Thüringens. Im Rahmen eines von der Stiftung durchgeführten Naturschutzgroßprojektes werden bis zum Jahr 2022 drei großflächige Wildnisbereiche mit insgesamt mehr als 2.000 Hektar etabliert. Bereits heute ruht auf rund 1.800 Hektar Waldfläche dauerhaft die Säge.

Die Hohe Schrecke ist ein wahres Eldorado für Fledermäuse und Käfer. Das Waldgebiet zählt zu den fledermausreichsten in Deutschland. Alle in Thüringen vorkommenden Waldfledermausarten kommen hier in großen Populationen vor. Im Wiegental im Norden der Hohen Schecke wurden in der Spalte einer Buche 600 Fledermäuse entdeckt. Zudem konnten bisher insgesamt 15 Urwald-Käferreliktarten nachgewiesen werden – ein absoluter Spitzenwert für Thüringen. Urwald-Reliktarten zeigen eine besonders lange Waldtradition an: Über Jahrhunderte war die Hohe Schrecke bewaldet.

Mehr zur Hohen Schrecke

Wildnisgebiet Hohe Schrecke im Wandel des Jahres

Downloads & Links

Wildnis auf Militärflächen

Projektinformation des F&E-Vorhabens - Druckversion PDF downloaden (2 MB)

Wildnis auf Militärflächen

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Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke

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Datenbank „Naturschutz und Militär“

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Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt

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Initiative Wildnis in Deutschland

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