Mopsfledermaus in einem Spaltenquartier hinter abstehender Borke © Christian Giese
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Schutz und Förderung der Mopsfledermaus

Deutschland befindet sich im Zentrum des Verbreitungsgebietes der waldbewohnenden Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und hat dadurch eine besondere Verantwortung für den Schutz und die Vernetzung der seltenen Fledermausart. In einem bundesweiten Verbundprojekt untersuchen wir zusammen mit vier weiteren Projektpartnern das Vorkommen der Mopsfledermaus, entwickeln geeignete Schutzmaßnahmen und setzen diese in ausgewählten Modellregionen um.

Die Mopsfledermaus ist beinahe in ganz Europa beheimatet und hat einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland – hier kommt sie vor allem in den Wäldern von Bayern, Hessen und Thüringen vor. Die seltene Art ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil sowie alten Bäumen gebunden, wo sich ihre bevorzugten Sommerquartiere und Wochenstuben befinden. Neben Spaltenstrukturen an Bäumen – wie sich lösende Borke, Stammaufrisse und Zwiesel – nutzt sie aber auch Fensterläden oder Holzverkleidungen von Scheunen in waldnahen Siedlungen. Optimale Winterquartiere sind spaltenreiche, eher kältere Quartiere, wie Höhlen und Stollen, in wald- und gewässernaher Lage. Die Mopsfledermaus gilt als kälteresistent und bezieht ihre Winterquartiere meist erst bei starkem Frost. Bei der Nahrungssuche bevorzugt die Fledermaus neben Waldgebieten auch abwechslungsreiches Offenland mit Gehölz- und Gewässeranteilen.

Die Mopsfledermaus wurde innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung als Verantwortungsart eingestuft. Das heißt, aufgrund des europaweiten Verbreitungsschwerpunktes im Bundesgebiet trägt Deutschland aus globaler Sicht eine besondere Verantwortung für den Schutz und Erhalt dieser Art. Gleichzeitig zählt die Mopsfledermaus bundesweit zu den stark gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Arten.

In den 1950er bis 1970er Jahren führten massive Pestizideinsätze der intensivierten Landwirtschaft (verringerte Nahrungsdichte an Nachtfaltern) sowie Quartiersverluste nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund von Reparationsleistungen und Holzbedarf für den Wiederaufbau zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Weitere Störungen, wie eine intensive Forstwirtschaft, der Verlust von Vernetzungsstrukturen oder die Zerschneidung durch Verkehrstrassen, kamen hinzu, so dass die seltene Fledermausart in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten überlebte. Der bundesweite Erhaltungszustand der Art wurde als ungünstig eingestuft. Es besteht daher eine große Verantwortung Deutschlands, den Bestand der Mopsfledermaus mit geeigneten Schutzmaßnahmen zu verbessern.

Die Mopsfledermaus benötigt strukturreiche Waldgebiete mit ausreichend Quartierangeboten in Baumspalten sowie ein geeignetes Nahrungsangebot an Fluginsekten (v. a. kleine Nachtfalter). Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen zählen daher die Erhaltung und Entwicklung naturnaher und möglichst großflächiger, vernetzter Waldgebiete. Eine wichtige Maßnahme zur Förderung der Mopsfledermaus ist zudem die Reduzierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft, um damit das Nahrungsangebot an Insekten zu verbessern. Eine weitere  Schutzmaßnahme ist z. B. der Schutz von Fledermausquartieren im Zuge von Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden.

Wichtige Voraussetzung für die Förderung und den Schutz der Mopsfledermaus ist eine möglichst genaue Kenntniss über ihr Vorkommen (Verbreitung in den Bundesländern, aber auch konkrete Wochenstuben) und ihre optimalen Lebensräume. Auch die Bereitschaft von Waldeigentümerinnen und -eigentümern, -nutzerinnen und -nutzern bei der Waldbewirtschaftung auf die Lebensweise der Mopsfledermaus Rücksicht zu nehmen, spielt eine zentrale Rolle.

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Kontakt

Jana Planek Telefon: +49 361 710 129-30 Mail schreiben

Das Verbundprojekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt

Die Stiftung FLEDERMAUS, die NABU Landesverbände Baden-Württemberg und Niedersachsen, die Universität Greifswald und die Naturstiftung David haben sich im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt zu dem Verbundvorhaben „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) in Deutschland“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, die seltene Art bundesweit besser zu schützen und zu fördern.

Verbreitungsanalyse & Habitatmodell

Zu Beginn des Projektes haben wir gemeinsam mit interessierten Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Naturschutz und Forstwirtschaft die bundesweite Verbreitung der Mopsfledermaus analysiert und anhand der von ihr bevorzugten Lebensräume ein Modell für das deutschlandweite Vorkommen der Art abgeleitet (Habitatmodell). Die Ergebnisse werden in unserer MopsMap dargestellt. Begleitend führte die Universität Greifswald eine genetische Analyse der Populationsstruktur durch.

Umsetzung von Schutzmaßnahmen

Ein Schwerpunkt des Projektes bildet die Umsetzung von konkreten Schutzmaßnahmen für die Mopsfledermaus in repräsentativ ausgewählten Modellregionen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Thüringen und auf Flächen des Nationalen Naturerbes. Der Fokus liegt auf Waldtypen, die Lebensräume für die Art darstellen und gleichzeitig unterschiedliche Eigentumsverhältnisse und forstliche Nutzungskonzepte berücksichtigen.

Wissenstransfer

Die entwickelten Maßnahmen sollen gemeinsam mit den öffentlichen und privaten Waldeigentümerinnen und -eigentürmern etabliert, dokumentiert sowie die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse in vielseitige Schulungsangebote überführt werden. Mit dem Ziel, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Art praxisorientiert darzustellen, werden die zentralen Projektergebnisse zum Projektende in einem Handbuch zusammengefasst.

Website Verbundprojekt

Ausführliche Informationen zum Projekt "Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland" erhalten Sie auf www.mopsfledermaus.de.

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Projektfinanzierung

Das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird im Bundesprogramm Biologischen Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert und hat eine Laufzeit von sechs Jahren (31.12.2018 – 31.12.2024). Die Teilprojekte werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt. Das Verbundvorhaben hat ein finanzielles Gesamtvolumen von 5,4 Mio Euro.

Projektpartner

Stiftung Fledermaus: Koordination des Verbundvorhabens, Umsetzung in Bayern und Thüringen
Naturstiftung David: Öffentlichkeitsarbeit des Verbundvorhabens, Umsetzung in Hessen und auf Flächen des Nationalen Naturerbes
NABU Baden-Württemberg:
Modellierung der Verbreitung, Umsetzung in Baden-Württemberg
NABU Niedersachsen: Umsetzung in Niedersachsen
Universität Greifswald (AG Angewandte Zoologie und Naturschutz): Populationsgenetik

Weitere Projekte

Die Naturstiftung David engagiert sich im Bereich Nationales Naturerbe mit weiteren Projekten: Neben der Vernetzung von Flächeneigentümern und der Flächensicherung spielt vor allem das Flächenmanagement eine zentrale Rolle. So entwickeln wir gemeinsam mit anderen Partnern seit einigen Jahren ein Monitoring für Naturerbeflächen. Ein damit verbundenes Fledermausmonitoring ist in Arbeit. Im Rahmen der Projektförderung der Naturstiftung David werden zudem vielfältige Vorhaben zum Schutz von Fledermäusen unterstützt.

Downloads & Links

Flyer des Verbundprojektes

PDF downloaden (3 MB)

Projektvorstellung beim BfN

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Informationen zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt

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Unsere Förderer und Partner